Was du wissen musst, wenn du mit dem 3D Druck beginnen willst


Du möchtest also mit dem 3D Druck beginnen, weißt aber noch gar nicht so wirklich wie oder wo du anfangen sollst? In diesem zugegeben etwas unkonventionellen Einsteigerartikel erfährst du alles, was du wissen musst. Auf welche Reise du dich begibst, was du selbst mitbringen solltest, aber auch wohin dich das Ganze führen kann.

Bevor wir loslegen…

… möchte ich eines los werden. Ich habe keine Ahnung, ob du bereits einen 3D Drucker gekauft hast oder aktuell nur darüber nachdenkst. So oder so finde ich es toll, dass du dich mit dem Thema 3D Druck auseinandersetzt. Ich hoffe, dass du dich im Anschluss entscheidest Teil der 3D Druck Community zu werden.

Solltest du andererseits nach dem Lesen dieses Artikels der Meinung sein, dass dir das Ganze dann vielleicht doch zu technisch oder zu zeitaufwändig ist, dann hat der Artikel nichtsdestotrotz seinen Zweck erfüllt. Er hat dich davor bewahrt unnötig Geld für ein Gerät auszugeben, dass letztendlich nur irgendwo in einer Ecke verstaubt.

Wie gesagt, ich weiß nichts über deine bisherigen Erfahrung zu diesem Thema. Daher gehe ich in diesem Artikel davon aus, dass du vollkommen neu in dieser Materie bist. Ich werde versuchen die Dinge so einfach wie möglich zu erklären und dir die Möglichkeiten aufzeigen, welche dir der 3D Drucker bietet. Andererseits werde ich aber auch sehr ehrlich sein und dir nichts vormachen. So toll die Möglichkeiten sind, es ist nicht immer alles Gold was glänzt. Und ja, du wirst dir manchmal vielleicht auch wünschen, dieses Gerät nie angeschafft zu haben.

Ach ja, eines noch. Dieser Artikel ist keine Kaufberatung und geht auch nicht auf verschiedene Drucker ein. Es ist eher eine Art Erfahrungsbericht. Du kannst dir hierzu auch gerne im About meine ersten Schritte durchlesen. Ziel dieses Artikels ist es dir für den Anfang einen Überblick über den 3D Druck zu verschaffen. Ganz allgemein und ohne dich dabei mit Fachbegriffen zuzuschütten.

Worauf du bei der Anschaffung eines Druckers achten solltest, erfährst du demnächst in einem anderen Artikel.

Was solltest du mitbringen?

Ich beschäftige mich mittlerweile seit Mitte 2015 mit dem 3D Druck und meine bisherigen Erfahrungen haben mich gelehrt, dass du die folgenden Dinge auf jeden Fall mitbringen solltest:

  • Zeit
    Der 3D Druck, wenn du das Thema auch nur als Hobby verfolgst, kann sehr schnell sehr zeitaufwändig werden. Vor allem zu Beginn. Du wirst aber mit der Zeit eine gewisse Routine entwickeln und deinen Drucker und die verschiedenen benötigten Programme immer besser kennen lernen und damit auch effizienter arbeiten.
  • Geduld
    Diese ist gerade am Anfang gefragt. Auch wenn du zu Beginn vermutlich gleich erste Erfolge feiern wirst, wirst du dich genauso schnell am Rande des Wahnsinns wiederfinden, wenn die nächsten Drucke fehlschlagen und du dich von der Fülle an Einstellungen in den diversen Programmen erschlagen fühlst. Hier hilft dir aber die 3D Druck Community gerne weiter.
  • Neugier/Lernbereitschaft
    Alleine das du dich in die Welt des 3D Drucks begibst zeigt, dass du eine gehörige Portion Neugier in dir trägst. Behalte diese Eigenschaft unbedingt bei, du wirst sie brauchen. Du wirst gerade am Anfang ununterbrochen verschiedene neue Dinge lernen müssen. Wenn du hier mit einer natürlichen Neugier gesegnet bist, erleichtert dir das die ganze Angelegenheit.
  • Grundsätzliches technisches Verständnis
    Es kann leider manchmal vorkommen, dass das Filament, also das Material welches wie ein langer Plastikfaden auf einer Spule aufgerollt ist, an einer ungünstigen Stelle im Druckkopf abbricht. In diesem Fall bleibt dir nichts andere übrig, als Hand an den Druckkopf anzulegen und diesen auseinander zu nehmen. Keine Panik, es gibt hier mittlerweile sehr viele und gute Tutorials, die dir erklären wie das funktioniert. Wenn du also keine zwei linken Hände hast, solltest du das problemlos schaffen.

    Am besten ist, du kaufst dir für den Anfang keinen Noname Drucker, dann bist du hier auf der sicheren Seite. Sehr zu empfehlen ist auch ein Basissatz an Werkzeug.
  • Disziplin
    Du benötigst natürlich auch Disziplin. Und zwar um Dinge immer und immer wieder zu versuchen bis sie gelingen. Oder auch, um deine Routinetätigkeiten vor dem Start eines Druckes immer wieder aufs Neue durchzugehen. Das kann manchmal schon mühsam sein. Aber immer noch besser, als wenn dein Druck nach z.B. zwei Stunden abbricht. Und alles nur weil du dachtest, dass du dir diese Zeit am Anfang sparen kannst.
  • Geld
    Ja, auch das wirst du benötigen. Du wirst immer wieder neues Material kaufen. Mal eine andere Farbe, dann ein anderes Material weil du gerne etwas anderes versuchen möchtest. Dann benötigst du ein Ersatzteil, weil wieder irgendetwas kaputt geworden ist. Wenn es aber nicht gleich ein neuer Drucker ist, halten sich die Kosten meist in einem überschaubaren Rahmen.

Bis du noch dabei? Gut, dann gehen wir weiter und sehen uns an, wohin dich die Reise führen kann.

Was erwartet dich?

Mal abgesehen von der Zeit die du investierst und der Geduld die du Anfangs aufbringen musst, erwarten dich unglaublich spannende neue Möglichkeiten. Lasse dir aber keinen Bären aufbinden. Du wirst oft lesen, dass du mit einem 3D Drucker alles machen kannst. Nein, das ist definitiv nicht richtig. Nichtsdestotrotz sind die Möglichkeiten schon sehr vielfältig. Was du alles später einmal alles drucken wirst hängt aber auch von deinen Fähigkeiten ab eigene Objekte zu designen.

Gerade am Anfang, wirst du aber mit hoher Wahrscheinlichkeit eher auf fertige Objekte zurückgreifen. Zwei der größeren Plattformen auf denen ich mich gerne zu neuen Ideen inspirieren lassen, sind:

Wenn es dir mit der Zeit nicht mehr genügt nur fertige Objekte zu drucken, dann kannst du mit verschiedenen Designprogrammen deine eigenen Designs erstellen. Dazu stehen dir Programme zur Verfügung wie z.B.

  • Autodesk Fusion 360
    Meiner Meinung nach eines der mächtigsten und umfangreichsten Designtools die man als Hobbyist und Startup kostenlos verwenden kann. Dieses Tool ist mein persönlicher Favorit. Die Art und Weise, wie man hier die Objekte von der Skizze zum fertigen Objekt bringt ist einfach super einfach. Aber, dass ist jetzt nur meine persönliche Meinung.
  • OpenSCAD
    Auch ein sehr interessantes Tool, welches, wenn ich mich nicht völlig täusche, von Google übernommen wurde und als Open Source Software weiter gepflegt wird. Es ist ebenfalls kostenlos verfügbar. Der große Unterschied ist hier aber, dass die Objekte in einer Skriptsprache programmiert und nicht designed werden. Dieses Tool ist daher eher etwas für Personen mit Programmierkenntnissen. Auch dieses Tool verwende ich sehr gerne und es bietet in manchen Fällen seine Vorzüge gegenüber Fusion 360.
  • Tinkercad
    Tinkercad ist meiner Meinung nach das Einsteigertool schlechthin. Es ist jedoch nur online, also als Browserapplikation verfügbar. Nichtsdestotrotz kann man hier als Neueinsteiger sehr schnell tolle Ergebnisse erzielen. Auch die zur Verfügung gestellten Tutorials sind sehr hilfreich.

Worauf du dich auf jeden Fall gefasst machen kannst ist, dass die Lernkurve zu Beginn steil nach oben zeigen wird. Du wirst in sehr kurzer Zeit sehr viel lernen. Das heißt aber auch, dass du gerade am Anfang eventuell viel mehr Zeit und vielleicht auch mehr Geld investierst als du geplant hast. Aber glaube mir, auch wenn du diese Aussage zeitweise in Frage stellen wirst, dass ist es auf jeden Fall wert.

Aller Anfang ist schwer

Der erste Ausdruck auf deinem Gerät wird dir vermutlich sehr schnell in einer entsprechenden Qualität gelingen. Dabei handelt es sich aber zumeist um ein Objekt, welches vom Hersteller des Druckers vorbereitet und auf den vorkonfigurierten Auslieferungszustand des Gerätes optimiert wurde. Das ist aber auch gut so. Erstens möchtest du ja sehen, was dein neuer Drucker kann und Zweitens dient es der Motivation bzw. dem Ansporn.

Spätestens aber wenn du das erste Mal ein Objekt aus dem Internet herunterlädst und dich selbst mit den Einstellungen deines sogenannten Slicers beschäftigen musst, wirst du dir manchmal wünschen, das Gerät nie gekauft zu haben, nur um dich kurz darauf über neue Fortschritte und Erfolge zu freuen.

Der Begriff Slicer leitet sich von „slice“ ab und kommt, wer hätte das gedacht, aus dem Englischen und bedeutet so viel wie Schicht oder Scheibe. Der Slicer ist somit jene Software, welche dein 3D Modell in ein Schichtmodell umwandelt, welches dein 3D Drucker verarbeiten kann.

So wie es verschiedene Hersteller von Druckern gibt, gibt es auch verschiedene Hersteller von Slicer Software. Die momentan bekanntesten verfügbaren Slicer sind:

  • Simplify3d
    Streng genommen ist es hier in der Liste fehl am Platz, da es ein professionelles Tool ist. Da ich es aber selbst verwende, wollte ich es trotzdem hier anführen. Du solltest meiner Meinung nach zumindest einmal davon gehört haben. Das Tool ist übrigens kostenpflichtig.
  • Cura
    Cura ist mitunter eine der am häufigsten verwendeten Slicer. Das liegt unter anderem daran, dass viele Druckerhersteller proprietäre Slicer mit ihren Druckern ausliefern, die im Kern die Cura Engine verwenden. Dieses Tool schafft durchaus den Spagat zwischen Einsteiger und professioneller Software. Sollte es nicht Bestandteil eines herstellerspezifischen Slicers sein, kannst du Cura kostenlos herunterladen.
  • Slic3r
    Der Klassiker unter den Slicern. Für den Einstieg definitiv geeignet, aber trotzdem auch durchaus für den professionellen Einsatz geeignet. Dieser Slicer ist, zumindest meiner Meinung nach, lange Zeit nur schleppend weiterentwickelt worden. Seitdem die Software aber den Kern des Prusa-Slic3r bildet, geht die Entwicklung wieder rasant voran.

Auch wenn ich hier zwischen Einsteiger und Profi Software unterschieden habe, ist diese Aussage nicht falsch zu verstehen. Slicer sind sehr umfangreiche und mächtige Tools. Anfangs wird standardmäßig meist nur ein eingeschränkter Funktionsumfang angezeigt. Diese genügen auch für die ersten Schritte. Wenn man später die Experteneinstellungen aktiviert, zeigt sich dann erst, was hier wirklich alles dahinter steckt. Aber mehr Optionen heißt auch mehr Möglichkeiten etwas zu verbocken. Und wie so oft, sitzt dann auch beim 3D Druck der Teufel im Detail und vor allem das Problem vor dem Bildschirm. Auch hier weiß ich ganz genau wovon ich spreche.

Abschließende Worte

Ich hoffe, ich habe dich mit diesem Artikel nicht zu sehr verschreckt und konnte dich dazu motivieren dich intensiver mit dem Thema 3D Druck auseinander zu setzen. Wenn du Fragen hast, schreibe sie einfach unten in den Kommentarbereich. Wenn du zusätzliche Inspiration benötigst, dann schau dir auch gerne meine Youtube Videos an. Oder stöbere einfach auf den oben genannten Plattformen herum. Ich bin mir sicher, dass du dort fündig wirst.

Ach ja, eines noch. Mach auf jeden Fall schon mal Platz für zusätzliches Werkzeug und Druckmaterial. 😉

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