Darauf solltest du beim Kauf eines 3D Druckers achten


Du hast dich also für den Kauf eines 3D Druckers entschieden oder dich zumindest gedanklich damit befasst? Aber was soll er denn nun eigentlich können? Welche Drucktechnologie ist für deinen Anwendungsfall am besten geeignet? Wie sieht dein Anwendungsfall eigentlich aus? Und nicht zu vergessen, benötigst du denn wirklich einen eigenen Drucker? Worauf also achten beim Kauf eines 3D Druckers? Die Antworten dazu findest du in diesem Artikel.

Sofern du meinen Artikel „was du über 3D Druck wissen musst“ gelesen hast, freue ich mich, dass ich dich damit nicht verjagt habe. Solltest du diesen Artikel noch nicht gelesen haben, kann ich dir nur empfehlen dies jetzt zu tun.

Diese Fragen solltest du vor dem Kauf beantworten

Bevor du nun losziehst und dir einfach den nächstbesten Drucker kaufst, solltest du versuchen dir selbst folgenden Fragen zu beantworten:

  1. Brauchst du denn wirklich einen eigenen Drucker?
  2. Was möchtest du drucken?
  3. Wo planst du zu drucken?
  4. Welches Budget steht dir zur Verfügung?

Brauchst du einen eigenen Drucker?

Ich möchte gleich mit einer der am meisten vernachlässigtsten Fragen beginnen. Brauchst du wirklich einen eigenen Drucker? Wie viel möchtest du denn drucken? Genügt es nicht auch einfach einen 3D Druckservice in Anspruch zu nehmen? Bist du bereit die Zeit dafür aufzubringen dich in diese Thematik einzuarbeiten? Hast du einen geeigneten Platz dafür? Sofern du das nicht schon getan hast, lies dir vielleicht dazu auch noch diesen Artikel von mir durch.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich möchte dich keineswegs von deinem Vorhaben abbringen, dich mit dem 3D Druck zu beschäftigen. Jedes neue Mitglied in der Community bringt auch neue Ideen mit und damit den 3D Druck im Allgemein ein Stück weiter nach vorne.

Zuerst die (notwendigsten) Basics

Doch bevor wir uns der Beantwortung der anderen Fragen widmen, ist es notwendig ein paar Basics kennen zu lernen. Es macht keinen Sinn dir zu erklären worauf du achten solltest, wenn du nicht zumindest die notwendigsten Basics hast. Ich habe aber nicht vor zu sehr in die technischen Details abzudriften, sondern dir nur die verschiedenen Varianten aufzuzeigen.

Die Drucktechnologien

Ich beschränke mich hier nur auf jene beiden Technologien, die für Hobbyisten am ehesten in Frage kommen. Diese sind FDM (Fused Deposit Modelling), welches manchmal auch als FFF (Fused Filament Fabrication) bezeichnet wird und die sogenannten Resin Drucker. Resin Drucker können hier noch weiter in SLA (Stereolithographie) und DLP (Digital Light Processing) unterteilt werden. Da sie sich aber sehr ähnlich sind, erlaube ich mir diese beiden zusammen zu fassen. Wie oben erwähnt, möchte ich hier nur die grundsätzlichen Unterschiede aufzeigen, nicht aber auf die technischen Details eingehen.

FDM/FFF

FDM Drucker sind bei Hobbyisten am weitesten verbreitet. Bei diesem Druckverfahren wird ein Thermoplastfaden, das sogenannte Filament, im Druckkopf erhitzt und durch eine Düse auf die Konstruktionsplattform gedrückt. So wird das gewünschte Objekt Schicht für Schicht aufgebaut.

Das oben erwähnte Filament ist eine Spule aus einem bestimmten Thermoplast (PLA, ABS, PET-G, …), welches in verschiedenen Farben und Durchmessern verfügbar ist. Jeder Drucker kann nur bestimmte Materialien und Durchmesser verarbeiten. Daher ist es wichtig beim Kauf von Filament darauf zu achten, dass du das passende Material mit dem richtigen Durchmesser kaufst.

Resin

Der SLA Druck gilt als die Mutter des 3D Drucks und wurde in den 1980er Jahren entwickelt. Hierbei wird ein flüssiges lichtempfindliches Polymer mit einem UV-Laser ausgehärtet. Dies ermöglicht sehr detailgetreue Drucke mit einer sehr feinen Oberfläche.

Der DLP Druck ist dem SLA Druck sehr ähnlich, jedoch wird hier anstelle eines UV-Lasers ein sogenannter DLP Projektor verwendet. Dieser projiziert ein Muster entsprechend der aktuell zu druckenden Schicht auf die gesamte Pixelleinwand. Stell dir das Ganze vereinfacht in etwa wie das Display deines Smartphones vor. Es werden hier für jede zu druckende Schicht immer nur die gerade benötigten Pixel des Displays beleuchtet.

Im Heimanwender Bereich konnten die Resin Drucker nur sehr langsam Fuß fassen. Einerseits sind die Drucker und die Druckmaterialien verglichen zu FDM Druckern teurer. Andererseits benötigst du zusätzliche Geräte um die Druckobjekte nach dem Druck zu säubern und auszuhärten.

Mittlerweile kommen aber auch die Resin Drucker immer stärker zu Geltung. Der Grund dafür ist, dass die DLP Drucker relativ günstig in der Anschaffung sind. Die Zusatzkosten für die Reinigungs- und Aushärtegeräte bleiben aber.

Was möchtest du denn eigentlich drucken?

Welchen Drucker du dir anschaffen solltest, hängt letztendlich auch ganz stark davon ab, was du eigentlich drucken möchtest. Wobei die Frage hier vielleicht sogar eher „Worauf kommt es dir bei den Ausdrucken an?“ lauten sollte. Denn bis auf eine überschaubare Anzahl an Objekten, kannst du im Grunde alle Modelle mit beiden Technologien drucken. Worauf es wirklich ankommt, sind meiner Meinung nach die folgenden Faktoren.

Wenn für dich diese Merkmale im Vordergrund stehen, dann würde ich dir eher zu einem FDM Drucker raten:

  • geringe Druck- und Folgekosten
  • hohe Verfügbarkeit an verschiedenen Farben und Materialien
  • spezielle Materialien (flexibel, Holz-Verbundmaterial, fluoreszierend, …)
  • Objekte bei denen ein hoher Detailgrad keine Rolle spielt
  • geringer Aufwand bei der Nachbearbeitung

Sind für dich folgende Merkmale wichtig, solltest du eher über die Anschaffung eines SLA/DLP nachdenken:

  • hoher Detailgrad
  • geringere Widerstandsfähigkeit und Haltbarkeit (Beeinflussung der Materialbeschaffenheit bei konstanter Lichteinstrahlung)
  • Höhe der Druck- und Folgekosten ist sekundär
  • Zeitaufwand bei Nachbearbeitung ist unwichtig
  • Materialvielfalt ist unwichtig (Bandbreite nimmt hier jedoch langsam zu)

Ich habe auf manchen Seiten bezüglich FDM Druckern immer wieder gelesen, dass diese nur für Prototyping verwendet werden können. Dem kann ich so nicht zustimmen. Ich drucke für eine Fenstermanufaktur mehrmals pro Jahr 100 – 200 Stück eines bestimmten Teils in ABS. Diese Teile sind, wenn das Fenster geöffnet ist, durchaus sichtbar. In der richtigen Qualität gedruckt, lassen sich diese Teile durchaus auch als Serienprodukte einsetzen. Es kommt hier einfach auf den Einsatzzweck an. Weiters können FDM Teile entsprechend nachbearbeitet und veredelt werden und sehen dann ebenfalls sehr hochwertig aus.

Wo planst du zu drucken?

Je nachdem wo du planst deinen Drucker aufzustellen, stehen dir unterschiedliche Möglichkeiten hinsichtlich Drucktechnologie und Material zur Auswahl.

Ich gebe dir einen gut gemeinten Tipp. Auch wenn ich kein Arzt bin, nimm die folgenden Aussagen bitte sehr ernst. Es geht hier um deine aber auch um die Gesundheit der mit dir im Haushalt wohnenden Personen. Letztendlich liegt die Entscheidung aber ganz alleine bei dir.

Sowohl bei FDM als auch RESIN Druckern kann es, je nach verwendetem Material, zu angenehmen, aber auch unangenehmen Gerüchen kommen. Aber, und das ist weitaus wichtiger, es können auch gesundheitsschädliche Dämpfe entstehen.

Als Faustregel kannst du daher heranziehen, druckst du im Wohnbereich, bleibe am besten bei FDM Druckern und verwende PLA. Andere Materialien gehen auch noch, diese können dann aber auch schon mal sehr unangenehm riechen. Frage hier im Zweifelsfall beim Verkäufer deines Vertrauens nach.

Bist du in der glücklichen Position eine Garage, eine Werkstatt oder ein eigenes gut belüftetes Arbeitszimmer zu haben, dann stehen dir weiterhin alle Möglichkeiten offen.

Drucken im Wohnbereich

Drucken im Wohnbereich ist wie oben beschrieben nach aktuellem Kenntnisstand unbedenklich, sofern du entsprechende Materialien verwendest. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Ein Wohnraum ist ein Wohnraum. Und da zählt für viele Leute einfach, dass sie sich dort wohlfühlen möchten. Die folgenden Punkte tragen nicht unbedingt zum Wohlfühlen bei:

Geräuschkulisse

FDM Drucker, auch wenn einige von ihnen mittlerweile schon ein sehr leises Niveau erreicht haben, erzeugen eine gewisse Geräuschkulisse. Je nach Druckermodell musst du z.B. schon etwas lauter mit anderen Personen sprechen oder die Lautstärke des Fernsehers schon merklich lauter schalten. Je billiger der Drucker bei der Anschaffung ist, desto lauter sind sie in der Regel.

Platzbedarf

Ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor. Ein 3D Drucker inkl. Material und den diversen Werkzeugen die du laufend benötigst, nehmen schon einen nicht unerheblichen Platz in Anspruch. Und einfach mal alles schnell aufbauen und wieder wegräumen ist auch eher unpraktisch.

Schmutz

Eine altes Sprichwort sagt „Wo gehobelt wird, fallen Späne“. So auch beim 3D Drucker. Also, es fallen keine Späne, aber du musst gelegentlich Stützmaterial entfernen oder etwas wegschleifen. Beim Aufheizen des Druckkopfes kommt immer ein bisschen geschmolzenes Material heraus, welches man mit der Pinzette wegnimmt. Dieses Material fällt dann gerne mal auf den Boden statt in den Mülleimer. Stelle dich also schon darauf ein, dass es an deinem Arbeitsplatz nicht immer unbedingt sauber ist.

Optik

Last but not least, die Optik. Auch das zählt zum Wohlfühlen und ist ein nicht zu vernachlässigender Punkt. Es kann schon mal vorkommen, dass dir auf mehr oder weniger höfliche Art mitgeteilt wird, dass das Gerät bzw. dein ganzer Arbeitsplatz den Wohnbereich nicht unbedingt verschönern. Und ja, es stimmt auch. Es ist ein ARBEITSPLATZ. Das solltest du unbedingt in deine Überlegungen mit einfließen lassen.

Welches Budget steht dir zur Verfügung?

Nun, auch das ist eine nicht zu vernachlässigende Frage. Wobei man natürlich auch „Wie viel möchtest du für den Anfang investieren“ fragen könnte.

Die Entscheidung für den „richtigen“ Drucker ist gar nicht so einfach. Es ist wie bei vielen anderen Geräten. Sparst du an der falschen Stelle, musst du mit dieser Entscheidung für die nächsten Monate oder Jahre leben.

FDM

Grundausstattung

Möchtest du so wenig wie möglich ausgeben, sagen wir unter € 500,-, so bekommst du durchaus gute FDM Geräte. Wie du dir aber wahrscheinlich denken kannst, haben diese Drucker nahezu keine Komfortfunktionen zu bieten. Das heißt, dass du unter anderem dein Druckbett manuell justieren musst, du keine Filamentabrissüberwachung oder ähnliches hast. Aber, du kannst damit deine ersten Erfahrungen im 3D Druck machen. Nicht zu vergessen, wie zuvor schon erwähnt, sind billigere Geräte in der Regel auch immer etwas lauter.

Wenn du bereit bist bis € 1000,- zu investieren, ist die Auswahl an guten bis sehr guten Geräten schon um einiges größer. Auch die Komfortfunktionen die diese Drucker zu bieten haben, erleichtern dir den täglichen Einsatz der Geräte. Manchmal bieten diese Geräte auch Funktionen, die du auch bei teureren Geräte nicht bekommst.

Als Beispiel für diese Kategorie möchte ich den Prusa i3 MK3S Drucker anführen. Dieses Gerät verfügt über Unmengen an Sensoren, die den Druck überwachen und steuern. Die Kosten liegen bei ~€ 1000,- fertig zusammengebaut oder ~€ 800,- als DIY Kit.

Wenn Geld für dich keine Rolle spielt, dann gibt es natürlich auch dafür die geeigneten Geräte. Hier wären z.B. Geräte von Ultimaker, Makerbot oder BCN3D zu nennen. Die Preisspanne der Geräte beginnt bei ca. € 2000,- und geht bis in den niedrigen 5-stelligen Bereich. Diese Geräte haben aber alle auch ihre Alleinstellungsmerkmale. Bei den Ultimaker Geräten kannst du z.B. die Druckköpfe im Plug-n-Play Prinzip tauschen und die Qualität der Druckergebnisse ist atemberaubend. BCN3D sticht dadurch heraus, dass sie als einziger mir bekannten Hersteller zwei von einander unabhängige Druckköpfe für den Multi-Color oder Multi-Materialdruck haben.

Laufende Kosten

Die laufenden Kosten bei FDM Druckern sind überschaubar. Gutes Filament bekommst du schon ab ~€ 25-30,-/kg, Spezialfilamente können aber auch teurer werden.

Ich empfehle dir eine Dauerdruckmatte zu kaufen. Dieses kosten ~ € 30,-, halten aber bei richtiger Verwendung wesentlich länger als herkömmliches Malerkrepp oder Bluetape und sind meistens magnetisch und flexibel, wodurch sich auch die Drucke leicht lösen.

SLA/DLP

Grundausstattung

Mittlerweile ist auch der Einstiegspreis bei den RESIN Druckern auf unter € 500,-. Als Vertreter dieser Kategorie wären z.B. der Anycubic Photon und der Creality LD-002R zu nennen. Bezüglich Qualität der Drucker kann ich aber ehrlicherweise nichts sagen. Wie bei den FDM Drucker gibt es auch bei den RESIN Druckern hinsichtlich Preis nach oben hin keine Grenze.

Zu berücksichtigen ist beim Kauf der SLA Drucker, dass hier beim Einstieg noch zusätzliche Geräte zur Nachbearbeitung benötigt werden. Der Einstieg in den SLA/DLP Druck inklusive der zusätzlichen Geräte liegt im günstigsten Fall bei ~€ 1500,-.

Laufende Kosten

Bei RESIN Druckern sind die Folgekosten ein wenig höher als bei FDM Druckern. Eine 1L Flasche des Druckmaterials kostet ab ~€ 45,- aufwärts. Das Problem ist, dass diese im Gegensatz zum Filament bei FDM Druckern (noch) nicht durch Resins anderer billigerer Hersteller ersetzt werden können. Du bist hier also an deinen Hersteller gebunden.

Auch die Resinbehälter bzw. Folien (abhängig vom Modell) müssen nach 2-3 Liter getauscht werden, da durch die Verschmutzung der Laser oder der Projektor nicht mehr alle Bereich aushärten können. Die Kosten für den Tausch beginnen bei ~€ 60,-

Abschließende Worte

Es existieren Unmengen an „Was muss ich beim Kauf eines 3D Druckers beachten“ Artikeln auf anderen Webseiten. Gute und weniger gute. Mir war beim Schreiben dieses Artikels wichtig, auch mal jene Punkte zu nennen, die gerne mal unter den Tisch fallen, die einem aber durchaus vor bösen Überraschungen bewahren können. Und auch vor einem schief hängendem Haussegen ;-).

Ich hoffe, ich konnte dir einige deiner Fragen beantworten und dass du nun eine konkrete Idee hast, in welche Richtung es gehen soll. Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem neuen Drucker und wenn du Fragen hast, schreibe sie einfach in den Kommentarbereich.

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